Revisited | Transformation nach GreytoGreen®-Prinzipien #bauenimbestand

Nachhaltiges Bauen bedeutet, Bestehendes zu erhalten und gezielt zu transformieren. Auch wenn GreytoGreen® 2015 noch nicht als Konzept existierte, folgte die Sanierung eines ehemaligen Bullenstalls in Bochum-Wattenscheid genau diesen Prinzipien. Zwischen 2014 und 2017 wurde eine zweigeschossige Halle einer Hofstatt, die später als Lager für die Schnaps-Brennerei „Weizen Junge“ diente, mit möglichst wenigen Eingriffen zu einer modernen Büroeinheit für 40 Mitarbeiter:innen der Seco GmbH umgestaltet.

Die vorhandene Bausubstanz – darunter Gussstützen im Erdgeschoss, Kappendecken und die prägnante Steildachkonstruktion – bildete die Basis für eine nachhaltige und zugleich wirtschaftliche Planung. Der Bauherr wünschte offene Arbeitsflächen mit bewusst sichtbaren Spuren der Vergangenheit. So wurden Fassadenreparaturen am Sichtmauerwerk nicht kaschiert, sondern als Gestaltungselement genutzt. Auch die Konstruktion blieb schlicht und funktional.

Energetisch wurde das Gebäude umfassend modernisiert: Die Dachflächen erhielten eine neue Aufsparrendämmung und Dachsteine, die Sparren wurden im Eisverfahren gereinigt, beschädigte Holzbalken ersetzt. Die Bodenplatte wurde gedämmt, mit Fußbodenheizung ausgestattet und teils als geschliffener Sichtestrich belassen. Neue Fenster und eine Innendämmung nach EnEV 2014 optimierten die Effizienz des Gebäudes.

Ein zentrales gestalterisches Element ist die großzügige Stahltreppe mit horizontalem Geländer, die ins Obergeschoss führt. Der hohe Dachraum wird durch zahlreiche Dachflächenfenster erhellt, die sichtbare Holzkonstruktion prägt das offene Raumgefühl.

Auch die Außenanlagen wurden mit Zurückhaltung und Sinn für das Vorhandene gestaltet. Das verwilderte Regenrückhaltebecken wurde naturnah saniert und bepflanzt, der Baumbestand weitgehend erhalten. Bereits kurz nach Fertigstellung wirkte das Ensemble, als hätte es schon immer so existiert. Ein besonderes Detail: Kurz vor dem Einzug errichteten die Mitarbeiter in Eigenregie eine Blockhütte am See und besetzten ihn mit Fischen – ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Arbeitsumfeld und Natur.

Fotos: Jörg Hempel, Aachen